Rückstufung im Schadensfall: Wieso, weshalb, warum?

Von Sascha D.

Letzte Aktualisierung am: 14. Januar 2024

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Wann die Kfz-Versicherung eine Rückstufung vornimmt

Wann findet eine Rückstufung im Schadensfall statt?
Wann findet eine Rückstufung im Schadensfall statt?

Jeder Halter eines Kraftfahrzeugs muss in Deutschland über eine Haftpflichtversicherung für seinen fahrbaren Untersatz verfügen. Eine solche springt ein, sobald einer dritten Person bei einem Verkehrsunfall ein Schaden entstanden ist, und übernimmt deren Reparaturkosten.

Möchten Fahrzeughalter auch ihr eigenes Kfz absichern, empfiehlt sich eine Teilkasko- oder Vollkasko-Versicherung. Ungeachtet der vorliegenden Versicherungsform gilt jedoch: Die zu zahlende Prämie fällt geringer aus, je länger Sie keinen Unfall verursachen.

Sobald dies geschieht, findet eine sogenannte Rückstufung statt. Im Schadensfall steigen die Versicherungsbeiträge dementsprechend an. Doch wann genau kommt es dazu und wie läuft das Ganze eigentlich ab? Das erfahren Sie im Ratgeber.

FAQ: Rückstufung im Schadensfall

Wann kommt es zu einer Rückstufung in der Kfz-Versicherung?

Sobald Sie Ihrer Versicherung einen Unfall melden, findet eine Rückstufung in der Schadenfreiheitsklasse statt. Eine niedrige Klasse bedeutet in diesem Fall, dass Ihre Autoversicherung mehr Kosten verursachen wird.

Um wie viele Schadenfreiheitsklassen werde ich im Schadensfall zurückgestuft?

In Deutschland dürfen die Versicherungsanbieter selbst entscheiden, in welchem Umfang sich die Rückstufung nach einem Unfall im Detail abspielt. In Bezug darauf ist es jedoch in der Regel unerheblich, wie schwer der gemeldete Schaden war; was zählt, ist lediglich, dass ein solcher entstanden ist. Möchten Sie in Erfahrung bringen, wie sich die Rückstufung im Schadensfall auf den zu zahlenden Betrag auswirkt, reicht normalerweise ein Blick in Ihre Versicherungsunterlagen.

Ab wann greift die Rückstufung in der Kfz-Versicherung nach einem Unfall?

Im Regelfall wird die Rückstufung in der Versicherung erst zum 1. Januar des Versicherungsjahres wirksam, welches auf das Jahr folgt, in dem sich der Schadensfall ereignete.

Wie funktioniert das Schadenfreiheitsklassen-System?

Bei einer Rückstufung nach einem Unfall wird die Versicherung teurer, was wohl die meisten Fahrer ärgert.
Bei einer Rückstufung nach einem Unfall wird die Versicherung teurer, was wohl die meisten Fahrer ärgert.

Die Kosten für die Kfz-Versicherung sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Den größten Einfluss darauf hat jedoch die jeweilige Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse), in die ein Kraftfahrer eingruppiert wird. Fahranfänger, die sich zumeist noch in der Probezeit befinden, beginnen normalerweise mit der niedrigsten SF-Klasse 0 und steigen für jedes unfallfreie Jahr eine Klasse auf.

Die höchste ist die Schadenfreiheitsklasse 35, in der die Versicherungsbeiträge am geringsten sind. Daraus ergibt sich: Je höher die SF-Klasse, desto günstiger die Versicherung. Wer allerdings einen Unfall meldet, muss mit einer Rückstufung im Schadensfall rechnen.

Dadurch landen Sie als Versicherungsnehmer in einer niedrigeren Schadenfreiheitsklasse und müssen entsprechend mehr für Ihre Autoversicherung bezahlen. Interessant: Da die Kosten für die Kfz-Versicherung bei einer Rückstufung nach einem Unfall ansteigen, wird das Ganze umgangssprachlich oft auch als „Hochstufung“ bezeichnet. Da Sie jedoch nicht hoch-, sondern vielmehr zurückgestuft werden, ist dieser Ausdruck häufig irreführend.

Rückstufung in der Kfz-Versicherung nach einem Unfall: Der Ablauf

Sobald Sie das Geschehene bei Ihrer Versicherung gemeldet haben und sich diese danach um die Schadensregulierung kümmert,  ist sozusagen auch die Rückstufung im Schadensfall besiegelt. Was wohl die meisten Fahrzeughalter in einer solchen Situation am meisten interessiert, ist, inwiefern die Rückstufung die zu zahlenden Kosten in Zukunft beeinflussen wird.

Da es deutschen Versicherungsanbietern allerdings selbst überlassen ist, festzulegen, wie die Rückstufung im Schadensfall sich auf die zu zahlende Versicherungsprämie auswirkt, kann diese Frage nicht pauschal beantwortet werden. Einige Versicherungsnehmer gehen davon aus, der Umfang der Rückstufung sei abhängig von der Schwere des entstandenen Schadens. Dabei handelt es sich jedoch um eine Fehleinschätzung.

Die Anzahl der zu regulierenden Schäden hat in der Regel einen viel höheren Stellenwert als die Kosten, die bei der Regulierung eines Unfalls zustande kommen. Ein kaum nennenswerter Blechschaden wird demzufolge genauso gehandhabt wie ein Totalschaden, wenn es um die Rückstufung im Schadensfall geht. Genaueres erfahren Sie normalerweise aus Ihren Vertragsunterlagen.

Welche Auswirkungen eine Rückstufung im Schadensfall hat, können Sie normalerweise Ihren Versicherungsunterlagen entnehmen.
Welche Auswirkungen eine Rückstufung im Schadensfall hat, können Sie Ihren Versicherungsunterlagen entnehmen.

In der Regel können Sie in den Unterlagen mit der Kfz-Versicherung bei einer Rückstufung in einer Tabelle nachlesen, in welchem Ausmaß sich das Ganze letztendlich bewegt.

Jede Versicherungsgesellschaft gibt normalerweise spezielle Rückstufungstabellen je nach gewähltem Tarif und nach Versicherungsjahr heraus. Diese geben Aufschluss über die Rückstufung im Schadensfall sowie die dann fälligen Versicherungsbeiträge.

Übrigens: Bei einer abgeschlossenen Teilkasko-Versicherung geht keine Rückstufung im Schadensfall vonstatten. Schließlich kommt diese Versicherungsform gänzlich ohne Schadenfreiheitsklassen aus.

Sie greift ausschließlich bei Schäden an Ihrem Kfz, an denen Sie keine Schuld trifft. Beispiele dafür wären unter anderem Sturmschäden oder Diebstahl. Möchten Sie Schäden an Ihrem eigenen Kfz abdecken, die durch einen Verkehrsunfall entstanden sind, benötigen Sie eine Vollkasko-Versicherung

Wann wird die Autoversicherung aufgrund der Rückstufung teurer?

Leitet Ihre Kfz-Versicherung eine Rückstufung im Schadensfall in die Wege, heißt dies nicht, dass Sie mit sofortiger Wirkung mit höheren Versicherungsbeiträgen zu rechnen haben. Die anfallenden Kosten werden normalerweise erst einmal neu berechnet und Ihnen anschließend im nächsten Versicherungsjahr auferlegt. Genauer gesagt läuft es folgendermaßen ab:

  • Im Normalfall endet die Laufzeit eines Vertrages, den Sie mit der jeweiligen Versicherung geschlossen haben, zum 31. Dezember eines Jahres.
  • Sollte dem so sein, machen sich die Auswirkungen der Rückstufung im Schadensfall erst zum 1. Januar des darauf folgenden Jahres bemerkbar.
  • Sie bleiben demzufolge in dem Jahr, in dem sich der Unfall ereignete, noch in der höheren Schadenfreiheitsklasse und werden erst mit Beginn des neuen Versicherungsjahres in die niedrigere Klasse eingeordnet.

Vorsicht: Leisten Sie sich Unmengen an Unfällen in einem Jahr und lassen sie alle von Ihrer Versicherung regulieren, landen Sie schlimmstenfalls irgendwann in der Schadenfreiheitsklasse M. Die Beitragssätze liegen hier bei bis zu 280 Prozent, weshalb es nicht gerade verwunderlich ist, dass sie als schlechteste SF-Klasse bekannt ist. Normalerweise werden Sie in diese Klasse eingruppiert, sobald es drei oder vier Mal im Jahr zu einer Rückstufung im Schadensfall kam.

Ist es möglich, eine Rückstufung im Schadensfall zu verhindern?

Können Sie eine Rückstufung vermeiden?
Können Sie eine Rückstufung vermeiden?

Diese Möglichkeit besteht tatsächlich. Da es nur dann zu einer Rückstufung im Schadensfall kommt, wenn Sie den Unfall Ihrer Versicherung melden, können Sie das Ganze logischerweise verhindern, indem Sie auf die Meldung verzichten.

In diesem Fall müssen Sie jedoch selbst für die entstandenen Unfallschäden aufkommen. Eine weitere Option besteht darin, einen speziellen Rabattschutz in Anspruch zu nehmen, der von mehreren Versicherungsgesellschaften angeboten wird.

Schließen Sie einen Tarif mit diesem Schutz ab, müssen Sie zwar erst einmal tiefer in die Tasche greifen, können allerdings anschließend jedes Jahr einen Unfall melden, ohne dass es zu einer Rückstufung im Schadensfall kommt.

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (52 Bewertungen, Durchschnitt: 4,27 von 5)
Rückstufung im Schadensfall: Wieso, weshalb, warum?
Loading...

Über den Autor

male author icon
Sascha D.

Sascha ist aufgrund seines rechtswissenschaftlichen Studiums an der Universität Greifswald ein Experte auf seinem Gebiet. Seit 2017 unterstützt er die Redaktion von bussgeldrechner.org mit seinem profundem Hintergrundwissen. Dabei stellt er sicher, dass seine Artikel inhaltlich fundiert und präzise sind.

1 Kommentar

  1. Gottlieb

    22. März 2022 at 23:35

    Ich hatte einen Wildschaden.
    Ich habe ein Reh angefahren und dem zweiten Reh bin ausgewichen und dabei in eine kleine Mauer gefahren.
    Nun hat die [edit. v. d. Red.] aus dem Wildschaden (Teilkasko) noch einen Haftpflicht Schaden gemacht und mich deshalb 7Stufen herabgestuft in der SF
    Geht das überhaupt!
    Der Wildschaden ist doch eine Einheit!
    Hätte ich riskieren sollen das zweite Reh auch anzufahren und Leib und Leben riskieren!

Verfasse einen neuen Kommentar