Ist ein Schmerzensgeld für eine posttraumatische Belastungsstörung möglich?

Von Sascha D.

Letzte Aktualisierung am: 23. Januar 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wenn im Nachhinein psychische Probleme auftreten

Posttraumatische Belastungsstörung: Schmerzensgeld kann geltend gemacht werden.
Posttraumatische Belastungsstörung: Schmerzensgeld kann geltend gemacht werden.

Ein Unfall – zum Beispiel im Straßenverkehr – kann psychisch sehr belastend sein.

Grundsätzlich stehen dabei zunächst körperliche Beschwerden im Vordergrund: Haben Sie sich ein Schleudertrauma, Prellungen, Brüche oder noch schwerere Verletzungen zugezogen? Der Rettungsdienst versorgt in der Regel zunächst die offensichtlichen Wunden und sorgt dafür, dass es Ihnen gut geht.

Oft kommt es jedoch auch vor, dass der Schock über das Geschehene erst viel später einsetzt, wenn die körperlichen Beschwerden schon längst abgeklungen sind. Als Folge eines schweren Unfalls oder einer anderen Katastrophe kann eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) den Betroffenen stark einschränken.

In einer solchen Situation wird im Anschluss an eine Therapie oft die Frage nach einer Entschädigung für diese PTBS deutlich. Ist nach einem Unfall der Ausgleich durch Schmerzensgeld möglich? Lesen Sie im Ratgeber mehr zum Anspruch.

FAQ: Schmerzensgeld bei posttraumatischer Belastungsstörung

Kann bei einer posttraumatischen Belastungsstörung Schmerzensgeld verlangt werden?

Ja, dies ist möglich. Das Ereignis, das die PTBS ausgelöst hat, muss allerdings fremdverschuldet sein (z. B. ein Unfall oder ein körperlicher Angriff) und es muss ein klarer Zusammenhang zwischen diesem Ereignis und der Belastungsstörung diagnostiziert werden. Dafür ist das Gutachten eines Psychologen erforderlich.

Wie viel Schmerzensgeld wird bei einer PTBS gezahlt?

Dies hängt vom Einzelfall ab und wird häufig von einem Gericht festgelegt. Die Schmerzensgeldtabelle zeigt beispielhaft, welche Summen möglich sind.

Welche Faktoren spielen für die Höhe des Schmerzensgeldes bei einer PTBS eine Rolle?

Hier wird unter anderem berücksichtigt, wie schwerwiegend das auslösende Ereignis war, inwieweit der Geschädigte davon betroffen wurde, welche Auswirkungen die PTBS auf dessen Alltag hat und ob der Geschädigte in Behandlung ist. Auch mögliche Vorerkrankungen können die Höhe des Schmerzensgeldes beeinflussen.

Posttraumatische Belastungsstörung nach einem Unfall

Schmerzensgeld für eine posttraumatische Belastungsstörung kann nach einem Unfall gezahlt werden.
Schmerzensgeld für eine posttraumatische Belastungsstörung kann nach einem Unfall gezahlt werden.

Auch dann, wenn Sie gar keine körperlichen Schäden beim Verkehrsunfall erlitten haben, kann es trotzdem sein, dass Sie psychisch durch das Durchleben der Situation so belastet werden, dass ein PTBS droht. Schmerzensgeld einzufordern ist in solch einem Fall eines immateriellen Schadens möglich, jedoch ist der Nachweis einer entsprechenden Störung sehr aufwendig und weitaus schwieriger zu bewerkstelligen als bei körperlichen Befunden.

Denn eine psychische Reaktion auf ein schlimmes Ereignis wie einen Unfall, eine Naturkatastrophe, ein Verbrechen oder auch eine Vergewaltigung kann sich durch viele verschiedene Verhaltensweisen bemerkbar machen. Eine endgültige Diagnose kann nur ein Fachmann – wie etwa ein Psychologe – stellen. Dieser muss ein Gutachten erstellen, in dem ein klarer Zusammenhang zwischen dem Unfall und der posttraumatischen Belastungsstörung erkennbar ist.

Grundsätzlich kann ein Anspruch auf Schmerzensgeld für eine posttraumatische Belastungsstörung – nach einem Verkehrsunfall oder einem anderen einschneidenden Erlebnis – bestehen. Denn psychische Störungen können den Alltag des Betroffenen in gleichem Maße einschränken wie körperliche Verletzungen.

Schmerzensgeldtabelle für eine posttraumatische Belastungsstörung

Schmerzensgeld aufgrund einer PTBS: Erst im Nachhinein kann die Erkrankung auftreten.
Schmerzensgeld aufgrund einer PTBS: Erst im Nachhinein kann die Erkrankung auftreten.

Normalerweise wird die Höhe von Schmerzensgeld an sogenannten Schmerzensgeldtabellen ausgemacht. In diesen sind vergangene Gerichtsurteile von Verhandlungen über Schmerzensgeld gesammelt, an denen sich Versicherer oder Richter orientieren können, wenn diese eine Entschädigungssumme festlegen wollen. Soll ein Schmerzens­geld für eine posttraumatische Belastungsstörung festgelegt werden, kann das allerdings schwieriger sein. Folgende Tabelle mit Beispielen zu Urteilen kann als erster Anhaltspunkt dienen:

VerletzungSchmerzensgeldsummeGericht, Jahr (Aktenzeichen)
Unterschenkelfrakturen, Messerstichverletzungen, Schnittwunden, psychische Beeinträchtigungen, posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung75.000 EuroLG Düsseldorf, 10.05.2010 (AZ: 11 O 334/07)
Psychische Beeinträchtigung, posttraumatische Belastungsstörung, Frakturen, Prellungen, Schädelhirntrauma, Nasenbeinfraktur30.000 EuroOLG Schleswig, 15.01.2009 (AZ: 7 U 76/07)
Psychose in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung, Selbstmordversuch, Angst vor Aidsinfektion25.564,59 EuroOLG Hamm, 23.03.2000 (AZ: 6 U 205/99)

Besonders psychische Schäden sind bezüglich ihrer Schwere immer individuell zu beurteilen und selten in eine Schublade zu stecken. Aus diesem Grund spielen bei der Festlegung von Schmerzensgeld für eine posttraumatische Belastungsstörung viele Faktoren im Gutachten mit hinein. Wie schwer war der Unfall? War der Betroffene direkt beteiligt oder lediglich Augenzeuge?

Wie lange dauert die psychische Beeinträchtigung an und wie stark ist das Opfer in seinem alltäglichen Leben dadurch eingeschränkt? Zusätzlich muss der Betroffene sich dazu bereit zeigen, aktiv gegen die PBTS vorzugehen – indem beispielsweise eine Therapie besucht wird. Vorerkrankungen können die Höhe vom Schmerzensgeld bei einer PBTS zusätzlich mindern.

Liegt eine posttraumatische Belastungsstörung vor, so sollten sich Betroffene unbedingt an einen Anwalt, der sich mit Schmerzensgeld gut auskennt, wenden. Dieser kann ihnen in dieser schwierigen Situation zur Seite stehen und für den Mandanten das bestmögliche Ergebnis herausholen. Zudem kann zusätzlicher psychischer Stress so vermieden werden.

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Über den Autor

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Sascha D.

Sascha ist aufgrund seines rechtswissenschaftlichen Studiums an der Universität Greifswald ein Experte auf seinem Gebiet. Seit 2017 unterstützt er die Redaktion von bussgeldrechner.org mit seinem profundem Hintergrundwissen. Dabei stellt er sicher, dass seine Artikel inhaltlich fundiert und präzise sind.

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