Mit falschen Reifen gefahren?

Von Sascha D.

Letzte Aktualisierung am: 1. Dezember 2023

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

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Bußgeldkatalog bei Reifenvergehen

Ein Reifenwechsel kann in einer Werkstatt oder in Eigenregie vorgenommen werden.
Ein Reifenwechsel kann in einer Werkstatt oder in Eigenregie vorgenommen werden.

Wer am Straßenverkehr teilnimmt, muss auf die Gewährleistung der Verkehrssicherheit achten. Dies gilt nicht nur in Bezug auf das eigene Fahrverhalten, sondern auch auf das geführte Fahrzeug.

Im Rahmen einer Hauptuntersuchung (HU), die landläufig auch als TÜV bekannt ist, inspizieren Prüfer, ob ausgewählte Bauteile eines Kraftahrzeugs (Kfz) oder zulassungspflichtigen Anhängers den Vorgaben der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) entsprechen und damit verkehrssicher sind.

Die Reifen bleiben bei einer HU jedoch außen vor, weshalb sie jeder Fahrer regelmäßig selbst überprüfen muss.

Doch auf worauf kommt es beim Autoreifen an? Woran erkennen Sie alte, abgefahrene Reifen? Gibt es eine Winterreifenpflicht in Deutschland? Wann müssen Winterreifen aufgezogen werden? Und gibt es Alternativen? Alle Antworten auf diese und noch andere Fragen, finden Sie in diesem Ratgeber.

FAQ: Reifen

Gibt es gesetzliche Vorschriften für Reifen in Deutschland?

Ja, in der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist beispielsweise bestimmt, wie viel die Mindestprofiltiefe beträgt und dass die Bereifung zur Witterung passen muss.

Gibt es eine Winterreifenpflicht in Deutschland?

Ja, eine Winterreifenpflicht besteht dann, wenn die Witterungsbedingungen den Einsatz von Winterreifen verlangen.

Wie werden Verstöße im Zusammenhang mit Reifen geahndet?

Verstöße gegen die Vorschriften werden mit Bußgeldern und auch mit Punkten geahndet. Wann welche Sanktionen drohen, erläutert der Ratgeber hier.

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Allgemeine Informationen zu Autoreifen

Das Rad eines Pkw besteht aus der Felge und dem Reifen, der mitunter auch als Pneu bezeichnet wird. Wichtige Parameter von Reifen sind u. a.: Felgen-Durchmesser (gemessen in Zoll), Geschwindigkeitsindex, Nennbreite und Tragfähigkeitsindex. Letzterer wird manchmal auch als Lastindex von Reifen bezeichnet und definiert, welche Höchstlast ein Pneu transportieren darf.

Autoreifen bestehen aus Gummi (Naturkautschuk), der mit künstlichem Ruß versetzt wird, um sie langlebiger zu machen. Nichtsdestotrotz nutzen sich Pkw-Reifen mit der Zeit durch Gebrauch ab bzw. altern. Das Material wird porös und kann sogar reißen, was gerade bei den hohen Geschwindigkeiten außerorts eine immense Gefahr darstellen kann. Ein Reifenwechsel ist daher von Zeit zu Zeit erforderlich.

Welche Reifenarten gibt es?

Winterreifen im Sommer sind erlaubt, jedoch weder effizient noch besonders sicher.
Winterreifen im Sommer sind erlaubt, jedoch weder effizient noch besonders sicher.

Pkw, Lkw und auch Motorräder werden von Reifen getragen. Sie beeinflussen ganz wesentlich das Fahr- wie Bremsverhalten und sind damit die „Lebensversicherung“ eines jeden Fahrers.

Reifenarten gibt es viele. Sie alle verfügen jedoch über verschiedene Charakteristika, weshalb sich viele Kraftfahrer fragen: Welche Reifen darf ich fahren? Über die verschiedenen Typen informieren wir Sie.

1. Sommerreifen
Sommerreifen mögen es warm. Sie sind so zusammengesetzt, dass ihnen auch höhere Temperaturen nichts anhaben können. Insbesondere bei trockenen Bedingungen bremsen sie hervorragend.

Feuchtigkeit und sehr kalte Temperaturen vertragen sie hingegen nicht wirklich gut, weshalb die Straßenverkehrsordnung (StVO) vorschreibt, dass die Bereifung der Witterung anzupassen ist.

Als Faustregel gilt: Die Sommerreifenzeit dauert von Ostern bis Oktober.

2. Winterreifen
In Deutschland herrscht seit 2010 die Winterreifenpflicht. Autofahrer müssen bei vereister Fahrbahn, dazu zählen Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- und Reifglätte M+S-Reifen („Matsch und Schnee“) aufziehen.

Sie verfügen über ein tieferes Reifenprofil, das auch bei widrigen Umständen für eine sichere Fahrbahnhaftung sorgt. Aufgrund der Unvor­her­seh­bar­keit der Wetterverhältnisse, gibt die StVO jedoch keinen konkreten Zeitraum für das Fahren mit Winterreifen vor.

Es ist jedoch empfehlenswert, zwischen Allerheiligen bis Ostern Winterreifen zu montieren.

Darf mit Winterreifen im Sommer gefahren werden? Grundsätzlich ist das in Deutschland erlaubt, doch birgt es einige Nachteile. So verlängert sich zum einen der Bremsweg, da die Reifen-Mischung aufgrund der hohen Temperaturen erweicht.

Zum anderen verbrauchen Winterreifen im Sommer mehr Benzin, da sie sich schneller abreiben. Autofahrer sollten sich daher gut überlegen, ob sie in der warmen Jahreszeit nicht lieber auf Sommerreifen umsteigen.

3. Ganzjahresreifen
Ganzjahresreifen sind sommers wie winters eine gute Wahl, da sie sich allen Gegebenheiten anpassen. Sie sind der Generalist unter den Autoreifen. Der Nachteil: Allwetterreifen sind weder in den sehr warmen noch in den sehr kalten Temperaturen besonders leistungsfähig. Gegenüber Sommer- bzw. Winterreifen haben sie zur jeweiligen Jahreszeit häufig das Nachsehen, was das Abriebverhalten z. B. an den Felgen sowie den Benzinverbrauch angeht.

Der Reifen-Geschwindigkeitsindex

Für welche maximalen Geschwindigkeiten ein Reifen ausgelegt ist, definiert der Geschwindigkeitsindex – auch als Speed-Index bekannt.

Kraftfahrer bringen diesen mit einem Blick auf die Reifenbezeichnung in Erfahrung. Seitlich am Reifen vermerkt, ist die Geschwindigkeitskategorie ganz am Ende abzulesen.

Die wichtigsten Geschwindigkeitsklassen sind:

Geschwindigkeits­klassemaximale Höchst­geschwindigkeit (km/h)
G90
J100
L120
M130
N140
P150
Q160
R170
S180
T190
U200
H210
V240
W270
Y300
ZRmehr als 240

Bei der Berechnung des Geschwindigkeitsindex von Reifen wird die Tragfähigkeit des Pneus (Tragfähigkeitsindex) berücksichtigt. Die Reifenhersteller sichert nur bei Einhaltung der Geschwindigkeitsvorgaben und dem richtigen Reifendruck zu, dass der Reifen langfristig korrekt und ohne Probleme funktioniert.

Woran ein verkehrssicherer Reifen zu erkennen ist

Maßgeblich für die Fahrtauglichkeit eines Reifens ist sein Profil. Es bestimmt die Zeit bis ein Fahrzeug zum Stehen kommt. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) schreibt deshalb vor, dass Autoreifen über die gesamte Laufflächenbreite hinweg Profilrillen bzw. Einschnitte aufweisen müssen.

Die Mindestprofiltiefe von Reifen muss laut Gesetzgeber generell mindestens 1,6 mm betragen.

Angesichts verschiedener Autoreifen-Typen und Bauarten empfehlen sich zum Teil jedoch abweichende Werte:

  • Sommerreifen: mindestens 1,6 mm Profiltiefe
  • Winterreifen (Diagonalreifen): mindestens 5 mm Profiltiefe
  • Winterreifen (Radialreifen): mindestens 4 mm Profiltiefe

Um sicher am Straßenverkehr teilzunehmen, ist die Einhaltung dieser Vorgaben von großer Bedeutung. Das Profil ist daher regelmäßig auf seinen Zustand hin zu kontrollieren.

Profiltiefe eines Reifens ermitteln: Der 1-Euro-Trick

Die Profiltiefe messen auch Laien mit einem Trick ganz leicht. Hierfür bedarf es lediglich eines 1-Euro-Stücks. Sein goldfarbener Rand ist 3 mm breit. In das Reifenprofil gehalten, ist die Tiefe des Profils ablesbar. Die Farbe Gold sollten Sie hier nicht erblicken. Sehen Sie hingegen doch den Rand, ist es Zeit, die Autoreifen zu entsorgen.

Das Autoreifen-Alter: Reifen sind nur begrenzt „haltbar“

Doch nicht nur die Profiltiefe eines Reifens ist entscheidend für seine Verkehrssicherheit. Auch das Alter beeinflusst seine Fahreigenschaften. Wann sollten Sie daher Ihre Reifen wechseln bzw. gegen neue austauschen?

Allerspätestens nach acht Jahren sollten Sie neue Reifen aufziehen und alte Reifen entsorgen. Neue Winterreifen sind bereits nach maximal sechs Jahren zu wechseln.

Es ist dabei unerheblich, ob der Reifen viel benutzt oder nur aufbewahrt wurde. Gummi altert und zeigt mit der Zeit Ermüdungserscheinungen durch z. B. Wärme, Feuchtigkeit oder UV-Strahlung. Sie gewährleisten ab einem bestimmten Alter keinen sicheren Grip (Fahrbahnhaftung) mehr und werden gefährlich.

Sie wollen wissen, wie alt Ihr Reifen ist? Dann schauen Sie auf die DOT-Nummer. Diese gibt an, wann der Reifen hergestellt wurde.

Welche Strafen der aktuelle Bußgeldkatalog für Reifenvergehen vorsieht

Wer die Mindestprofiltiefe nicht einhält, muss mit einem Bußgeld und Flensburg-Punkten rechnen.
Wer die Mindestprofiltiefe nicht einhält, muss mit einem Bußgeld und Flensburg-Punkten rechnen.

Da mangelhafte Reifen die Sicherheit im Straßenverkehr massiv beeinträchtigen können, erwarten Verkehrssünder für die Missachtung der Bußgeldkatalog-Vorgaben diverse Sanktionen. Hierbei werden variable Bußgelder und maximal ein Punkt in Flensburg vergeben, da es sich um eine schwere Ordnungswidrigkeit handelt. Fahrverbote bleiben aus.

Für das Führen eines Pkw bei Glatteis, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte ohne montierte Reifen mit Alpine-Symbol drohen eine Geldstrafe von 60 Euro sowie 1 Punkt in der Verkehrssünderdatei. Teurer wird es, wenn andere Verkehrsteilnehmer in diesem Zusammenhang behindert (80 Euro) oder gefährdet (100 Euro) werden bzw. es zu einem Unfall kommt (120 Euro).

Wird ein kennzeichnungspflichtiges Kraftfahrzeug, beladen mit Gefahrgütern bzw. sein Anhänger mit abgefahrenem Profil erwischt, erwarten den Fahrer 90 Euro und 1 Punkt in Flensburg. Auch hier gilt: Kommt es zu einer Gefährdung des Straßenverkehrs, muss tiefer in den Geldbeutel gegriffen werden. Es drohen 112,50 Euro Bußgeld, die Punktezahl verändert sich nicht. Bei einem Unfall unter den beschriebenen Umständen beträgt das Bußgeld 135 Euro; auch für diesen Verstoß hagelt es 1 Punkt.

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Über den Autor

Autor
Sascha D.

Sascha ist aufgrund seines rechtswissenschaftlichen Studiums an der Universität Greifswald ein Experte auf seinem Gebiet. Seit 2017 unterstützt er die Redaktion von bussgeldrechner.org mit seinem profundem Hintergrundwissen. Dabei stellt er sicher, dass seine Artikel inhaltlich fundiert und präzise sind.

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